NEXPLORER – Auf der Suche nach den Werten der Schweiz von morgen

07. November 2019, Yves Bisang und Juri Steiner ​

Im Interview mit Johannes M. Hedinger vom Kunstkollektiv Com&Com

Johannes Hedinger 2019: Hanna Hölling
Johannes M. Hedinger, 1971, ist Künstler, Kurator, Dozent und Co-Autor des NEXPLORER-Projektes. Er lehrt an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und an der Universität zu Köln. 1997 gründete er zusammen mit Marcus Gossolt das Kunstkollektiv Com&Com. Seit 2016 leitet er die Alps Art Academy und die Biennale Art Safiental, seit 2019 ist er zudem Direktor des Institute for Land and Environmental Art. Er lebt in Zürich und an den Orten seiner Projekte. Web: johanneshedinger.com

Die NEXPO setzt sich inhaltlich mit einer der wichtigsten Fragen der heutigen Zeit auseinander: dem Zusammenleben im 21. Jahrhundert geprägt von Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel und Migration. In dem mehrjährigen Prozess bis zum Höhepunkt 2028 wird die Schweizer Bevölkerung eingeladen, neue Ideen und Projekte in den Bereichen Innovation, Teilhabe und Lebensraum zu entwickeln und zu formulieren.

Begleitet wird dieser Prozess durch eine neuartige, langfristig angelegte Werte-Umfrage namens NEXPLORER. Diese schärft kontinuierlich das Bewusstsein für die zentralen Themen der Landesausstellung, und dient als Kompass für die weitere Projektentwicklung auf dem Weg in die Schweiz der Zukunft.

Was ist NEXPLORER und was ist Ihre Motivation als Künstler, sich bei diesem Projekt zu engagieren?

NEXPLORER ist eine neue, spielerische Umfrage zum Thema «Wer bin ich, was ist die Schweiz und wie leben wir in ihr im 21. Jahrhundert?». Aus den Resultaten und Daten entstehen – in Zusammenarbeit mit SoziologInnen, PolitologInnen und KünstlerInnen – Wertekarten (und vielleicht auch Skulpturen), die über die Visualisierung und Diskurse herkömmlicher Polit- und Konsumbefragungen hinausreichen und einen neuen Blick auf die Schweiz, ihre BewohnerInnen und deren Werte ermöglichen. NEXPLORER erfühlt den Puls der neuen, nächsten Schweiz.

Historisch beziehen wir uns dabei auf die berühmt-berüchtigte Gulliver-Umfrage der Expo64 in Lausanne sowie auf das eigene Com&Com-Projekt «Point de Suisse», das wir 2014 aus Anlass des 50. Jubiläums von Gulliver in Lausanne am Festival de la Cité und ein Jahr später im Historischen Museum in Basel realisierten. All diesen Umfragen gemein war, dass sie soziokulturell initiierte, spielerische Projekte waren, die zur Diskussion über die Schweiz und das nationale Selbstverständnis angeregt haben. Als Künstler wie als Kurator und Vermittler arbeite ich schon lange an dieser Schnittstelle.

Was ist neu und einzigartig an der Idee von NEXPLORER?

NEXPLORER wird für die Visualisierung der Umfrageresultate einen eigenen Werte-Kompass entwickeln. Dieser basiert auf einer Fusion des Modelles des bekannten Smartspiders und dem Schweizerkreuz mit seinen 12 Eckpunkten.

Jede Bewohnerin und jeder Bewohner der Schweiz ist anders – diese Eigenheit soll künftig mit einem eigenen, personalisierten Schweizerkreuz kommuniziert werden.

Das Schweizerkreuz als Zeichen unseres Landes und Symbol der Schweizer Identität wird neu und individuell aufgeladen: Das eigene, persönliche, bewegte Kreuz wird das visuelle, kommunikative Herzstück und emotionaler Aufhänger von NEXPLORER.

 Nexponauten und Nexponautinnen mit ihren persönlichen Schweizerkreuzen während der NEXPO Recontres #1 in Bern, 30. Oktober 2019.

 Nexponauten und Nexponautinnen mit ihren persönlichen Schweizerkreuzen während der NEXPO Recontres #1 in Bern, 30. Oktober 2019.

«Es gehört zum einzigartigen Anforderungsprofil von Landesausstellungen und ihren Teilprojekten, dass sie die gesamte Bevölkerung ansprechen sollen.» Johannes M. Hedinger

Wen soll NEXPLORER ansprechen?

Es gehört zum einzigartigen Anforderungsprofil von Landesausstellungen und ihren Teilprojekten, dass sie die gesamte Bevölkerung ansprechen sollen. Das gilt auch für uns. Wir möchten aber insbesondere auch die nächste Generation, die Jungen zum Mitmachen anspornen. Sie gestalten die Zukunft der Schweiz.

Warum der Name «NEXPLORER»?

Einmal ist es eine Ableitung von «NEXPO – die neue Expo», zudem gefällt uns das Bild der Forschungsreise (Expedition) und die Vorstellung von Abenteuern (Explorer), die mitschwingt. Die Umfrage und vor allem deren Resultate können und werden uns in unbekannte Welten der Schweizer Befindlichkeitswelt führen.

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Was können wir mit und von NEXPLORER lernen?

Übergeordnet veranschaulicht NEXPLORER das Prinzip des Gemeinsinns und der geteilten Werte der Schweiz und bietet Orientierung zu Werten und Wandel.

«Nach ersten, von uns erstellten Umfragen, wollen wir die Bevölkerung einladen, eigene Surveys zu starten, und nach den nächsten zentralen Fragen zu suchen, welche die Menschen in der Schweiz beschäftigen werden.» Johannes M. Hedinger

Inwiefern ist NEXPLORER partizipativ?

Die Teilnehmenden sollen mit NEXPLORER nicht nur ihre persönlichen Eindrücke und Wertvorstellungen teilen, sondern ab 2021 selber Fragen formulieren und vorschlagen können. Nach ersten, von uns erstellten Umfragen, wollen wir die Bevölkerung einladen, eigene Surveys zu starten, und nach den nächsten zentralen Fragen zu suchen, welche die Menschen in der Schweiz beschäftigen werden.

Das Citizen Science Center der ETH und Uni Zürich, das sich mit solchen Bottom-up-Prozessen auseinandersetzt – wie man Bürgerinnen und Bürger an Forschung nicht nur teilnehmen, sondern auch teilhaben lässt – begleitet uns seit dem ersten Treffen vor rund einem Jahr.

Wie kann NEXPLORER für die inhaltliche Entwicklung der NEXPO genutzt werden und ab wann?

NEXPLORER schärft – wenn es so läuft, wie wir uns vorstellen – kontinuierlich das Bewusstsein für die zentralen Themen der NEXPO und dient dabei auch als Kompass für die weitere Projektentwicklung. NEXPLORER kann relativ schnell auf Aktualitäten und Themen auf nationaler wie internationaler Ebene reagieren.

Wir sind gerade dabei, unser Modell anhand eines ersten Fragenkataloges zu testen und Prototypen zu entwickeln. Mit einer ersten Version wollen wir am 1. August 2020 online gehen.

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