Eine Landesausstellung zum Mitmachen und Miterleben

20. August 2019, Yves Bisang und Juri Steiner ​

Ein Interview mit Johannes Gees, Kuratorium der NEXPO

Johannes Gees, Künstler, Kurator und Unternehmer
Johannes Gees, 1960, ist Künstler, Kurator und Unternehmer. 2012 gründete er die Crowdfunding-Plattform wemakeit.com, 2018 die Blockchain-Firma oomnium.com. Er lebt in Zürich.

Braucht die Schweiz eine neue Landesausstellung? Von den Medien bereits beerdigt, kamen die zehn grössten Schweizer Städte nach einem Arbeitstreffen 2016 zu dem Schluss, dass ein Bedürfnis seitens der Bevölkerung nach wie vor besteht. Klar ist jedoch, dass eine nächste Landesausstellung in einer völlig neuen Form daherkommen muss: nachhaltig, zukunftsgerichtet, dezentral und schweizweit soll sie sein.

Inhaltlich setzt sie sich mit einer der wichtigsten Fragen der heutigen Zeit auseinander: dem Zusammenleben geprägt von Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel und Migration. Die NEXPO will die Herausforderungen der Zukunft spielerisch angehen, gemeinsam mit der Bevölkerung.

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz sind eingeladen, sich auf eine neuartige digitale Werte-Umfrage namens NEXPLORER einzulassen, um Themenfelder zu bestimmen und anschliessend NEXPO-Projekte zu entwickeln und einzureichen. Diejenigen Vorschläge, die sich auf der NEXPO-Plattform durchsetzen, können schliesslich im Jahr der Durchführung 2028 als offizielle NEXPO-Projekte erlebt und besucht werden.

Ein klassisches Expo-Gelände mit Pavillons wird es nicht mehr geben. Dafür findet die NEXPO in der ganzen Schweiz statt. Sie schafft Treffpunkte und integriert sich in den Lebensraum der Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz.

Johannes Gees, wie fördert die NEXPO Teilhabe?

Die NEXPO will die Bevölkerung animieren, die neue Landesausstellung mitzugestalten und dabei etwas über sich und die Schweiz zu erfahren. NEXPOnautinnen und NEXPOnauten werden zu Botschafterinnen und Botschaftern für die NEXPO und laden ihr Netzwerk zum Mitmachen ein. So entsteht eine Bewegung, die mit der Zeit die ganze Bevölkerung erreicht.

Wie wird sichergestellt, dass die ganze Schweiz und alle Bevölkerungsgruppen mitwirken und es nicht einfach eine Expo der mehrheitlich rot-grün regierten Städte wird?

Wie gesagt: Die Einladung der Städte richtet sich an die gesamte Schweiz, an Gemeinden, Kantone und den Bund, Privatpersonen, Vereine, Organisationen und Unternehmen. Wenn alle mitmachen, wird es eine NEXPO der Schweiz, initiiert durch die Städte. Dabei wollen die zehn Städte keineswegs die Zügel alleine in den Händen halten, sondern sich gemeinsam mit anderen Akteuren engagieren.

«Als wesentliches Werkzeug des Kuratoriums verstehen wir die NEXPO-Plattform. Auf ihr werden die Spielregeln der NEXPO Schritt für Schritt konkret.» Johannes Gees

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Was bedeutet dieser neuartige Ansatz für das Kuratorium? So wie es tönt, werdet ihr überflüssig.

Kuratorinnen und Kuratoren sterben noch lange nicht aus oder gehen in Pension. Sie werden in Zukunft aber wohl vermehrt zu Teamplayern. Sie bereiten inhaltliche Entscheidungen vor, betreiben Themen- und Projektscouting, formulieren sogenannte Calls for Projects und helfen potenziellen Initiativen bei der Konkretisierung. Als wesentliches Werkzeug des Kuratoriums verstehen wir die NEXPO-Plattform. Auf ihr werden die Spielregeln der NEXPO Schritt für Schritt konkret.

Besteht bei diesem partizipativen Ansatz nicht die Gefahr einer gewissen Beliebigkeit? Wie werden die Qualität und der inhaltliche rote Faden bei der Projektauswahl gewährleistet?

Wer würde behaupten, dass Partizipation in der Politik zu Beliebigkeit oder Qualitätsproblemen führt? Die NEXPO verfolgt einen gesellschaftlichen Ansatz, der Identitäten und Differenzen nicht einebnet, sondern herausarbeitet und den Dialog fördert. Dass es dabei die unterschiedlichsten Interessen und Positionen gibt und dass die NEXPO-Leitung ein gewisses Mass an Kontrolle abgibt, macht das Ganze doch interessant. Landesausstellungen sind immer auch gesellschaftliche Experimentierfelder ausserhalb des Courant normal gewesen.

«Der NEXPLORER versteht sich als eine vom NEXPO-Kollektiv getragene Recherche zu den relevanten Fragestellungen. Er dient als Kompass für die weitere Projektentwicklung.» Johannes Gees

Kommen wir nochmals zurück auf die beiden Hauptinstrumente der Partizipation, dem NEXPLORER und die digitale Projektplattform. Wie funktionieren und ergänzen diese beiden Instrumente sich?

Die NEXPO hat die Ambition, am Puls der Zeit zu sein und den grundlegenden Bedürfnissen der Menschen zu entsprechen. Eine digitale Projektplattform als Drehscheibe scheint uns eine Selbstverständlichkeit.

Der NEXPLORER versteht sich als eine vom NEXPO-Kollektiv getragene Recherche zu den relevanten Fragestellungen. Er dient als Kompass für die weitere Projektentwicklung. Die Umfragen befördern zudem die Auseinandersetzung mit der Schweiz der Zukunft, ihrer Diversität und den geteilten Werten. So können der angestrebte Ansatz des Bottom-up-Prinzips realisiert und eine Community aufgebaut werden sowie die gesellschaftliche Basis zum Tragen kommen.

Ist mit Plattform einfach eine Erweiterung der Webseite gemeint?

Ja, in einem ersten, nächsten Schritt.

Crowdfunding-Technologien spielen eine wichtige Rolle bei der Plattform. Wie funktionieren Matching Funds? Und was ist das Spannende daran für die NEXPO?

Matching Funds kennt man von Mitmachkampagnen. Es handelt sich um spezifische Fördermittel in einem definierten Kontext – in unserem Fall der NEXPO. Eine Projektfinanzierung wird aber nur ausgelöst, wenn die Community sich ebenfalls beteiligt. Auf diese Weise können die soziale, regionale, kulturelle Vielfalt und ein hohes Mass an Partizipation sichergestellt werden.

Kann ich mich auch ohne Geld resp. finanzielle Projektbeiträge einbringen und mitwirken?

Das ist eines unserer Ziele. Wir arbeiten dran.

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